Grippewelle

Dieser Artikel erschien heute den 26.02.2015 in der Rheinpfalz Ludwigshafen.

„So viele Patienten wie noch nie“
Die Grippewelle schwappt durch Deutschland und hat sich auch in Ludwigshafen ausgebreitet. Die Isolierstation im Klinikum und die Wartezimmer der Hausärzte sind voll. Der Krankenstand in in Betrieben ist erhöht. Mit einem Abklingen der Influenzafälle rechnen Experten erst in einigen Wochen.
Von Michael Schmid

„Ich habe vergangene Woche 220 Patienten an einem Tag behandelt – so viele, wie noch nie zuvor in meinem Berufsleben“, sagt Roger Hladic. Der 52-Jährige ist Hausarzt im Hemshof und Vorsitzender der Golu, einem Ärztenetzwerk, in dem sich 250 Mediziner aus der Region zusammengeschlossen haben.Etwa zwei Drittel der Patienten mit Symptomen einer Erkältungskrankheit hatten nachweislich die Grippe, berichtet Hladic. Besonders bei Frauen sei der Krankheitsverlauf schlimmer. „Erst heute Morgen habe ich eine junge Frau ins Krankenhaus überwiesen“, sagt der Hausarzt. Doch die Kliniken seien mittlerweile voll, Patienten würden abgewiesen. „Die große Masse ist deshalb zu Hause“, berichtet Hladic.

Knapp 30 Patienten liegen derzeit auf der erstmals eingerichteten Grippestation im Ludwigshafener Klinikum. Vor allem Menschen fortgeschrittenen Alters oder mit zusätzlichen Begleiterkrankungen sind auf dieser Station zusammengelegt worden. Das Klinikum will damit eine besondere Betreuung der Patienten gewährleisten und verhindern, dass sich die Grippe im Krankenhaus ausbreitet. Das Konzept funktioniert nach Angaben des Ärztlichen Direktors, Professor Matthias Bauer. Ärzte und Pflegepersonal tragen Handschuhe, Kittel, Haube und einen Mundschutz, um sich nicht mit dem ansteckenden Influenza-Virus zu infizieren.

Ob im Krankenhaus oder in den vollen Wartezimmern bei den niedergelassenen Ärzten – die infizierten Patienten weisen die typischen Grippe-Symptome auf: Fieber über 38,5 Grad, Husten, Niesen verbunden mit Kraftlosigkeit, totaler Erschöpfung und Gliederschmerzen. Vor allem letztere Anzeichen sind ein Hinweis darauf, dass es sich nicht nur um einen grippalen Infekt, sondern um eine richtige Grippe handeln könnte. Ärzte raten, die Erkrankung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. „Eine richtige Grippe ist eine Erkrankung, an der man sterben kann“, warnt Roger Hladic. Die Infektion könne sich ohne Behandlung auf den Herzmuskel, das Gehirn oder die Lungen ausbreiten. Betroffene sollten auf jeden Fall einen Arzt besuchen, um sicher zu gehen, an was sie leiden.

Nach Angaben des Klinikums sind die Verläufe der Krankheit bisher vergleichsweise mild gewesen. „Nach drei bis vier Tagen lässt die Symptomatik nach“, erläutert Klinikum-Direktor Bauer. „Wir hatten gehofft, die Grippewelle würde schnell wieder abklingen. Aber das ist noch nicht der Fall“, sagt der medizinischer Leiter angesichts des erhöhten Patientenaufkommens in der Notaufnahme des größten Ludwigshafener Krankenhauses.

Die Mediziner in Ludwigshafen raten zur Grippe-Impfung, auch wenn diese keinen hundertprozentigen Schutz bietet. „Das Virus verändert sich schnell. Mit einer Impfung ist der Verlauf der Erkrankung milder“, sagt Professor Bauer. Vor allem Patienten mit schweren Zusatzerkankungen wie Krebs oder ältere geschwächte Menschen sollten sich impfen lassen, empfiehlt der Mediziner. Hausarzt Hladic rät jedem Menschen – ob alt oder jung – zur Spritze gegen die Grippe: „Bei mir sind fast nur ungeimpfte Patienten. Je regelmäßiger man impft, desto besser ist der Schutz gegen die möglichen Virus-Varianten.“

Das Virus wird durch Tröpfchen übertragen, etwa beim Niesen oder Husten. Auch an den Händen der Erkrankten haften die Erreger. Daher raten Mediziner, sich öfter die Hände zu waschen, um eine Ansteckung zu vermeiden. Kranke sollten auch nicht arbeiten, denn sie können die gesunden Kollegen infizieren und die Grippe breitet sich weiter aus.

Besonders hart kann das mittelständische Firmen treffen: Bei der Software-Schmiede Fasihi in der Technologiemeile an der Blies sind in den vergangenen Tagen zahlreiche Arbeitsplätze verwaist geblieben. Zwölf von 50 Mitarbeitern sind an der Grippe erkrankt gewesen. Aktuell sind es noch vier Mitarbeiter. „Wir haben das sehr gespürt“, sagt ein Firmensprecher. Auch Großunternehmen wie die BASF merken die Grippewelle. „Der Krankenstand ist höher als normal“, sagte eine Konzernsprecherin. Auswirkungen auf die Produktion gebe es aber nicht.

Die Stadtverwaltung, bei der 3500 Menschen arbeiten, verzeichnet ebenfalls einen höheren Krankenstand. „Es sind aber keine Abteilungen oder Einrichtungen geschlossen und es kommt auch nicht zu spürbaren Einschränkungen für Bürger“, so die Auskunft aus dem Rathaus.

Noch Fragen?Hilft jetzt noch eine Impfung? Was schützt gegen eine Infektion? Wie werde ich wieder gesund? Antworten auf diese und andere Fragen geben Mediziner bei einer Telefon-Hotline, die die Krankenkasse DAK in Ludwigshafen heute, 8 bis 20 Uhr, unter der Rufnummer 0800-1111841 schaltet. Das kostenlose Angebot gilt für Versicherte aller Kassen.

Dieser Artikel erschien heute den 26.02.2015 in der Rheinpfalz Ludwigshafen.

 

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